Vergangene Kindertage in Berlin; das
Rufen meiner Mutter in den Ohren „Jetzt hältst du mal für fünf Minuten deinen
Rand!“ In den Folgejahren habe ich mich sozusagen an das Theater
„herangeredet“,zunächst im Überschwang der Lust, dann mit Ausdauer und nicht
selten mit fehlendem Verstand.
Viel war mir lieber als wenig. Laut war mir lieber als leise. Schnell war mir lieber als langsam.Sofort war mir lieber als später.
In den Zeiten meiner Schauspielausbildung, also so um 1987, entstanden die folgenden schrägen, von mir selbst verfassten Sprechübungen für die Geläufigkeit der Sprachführung, sowie für die Vokal- und Konsonantenbildung. Ich wollte beim üben lachen.
Viel war mir lieber als wenig. Laut war mir lieber als leise. Schnell war mir lieber als langsam.Sofort war mir lieber als später.
In den Zeiten meiner Schauspielausbildung, also so um 1987, entstanden die folgenden schrägen, von mir selbst verfassten Sprechübungen für die Geläufigkeit der Sprachführung, sowie für die Vokal- und Konsonantenbildung. Ich wollte beim üben lachen.
Diese Texte stehen ab sofort allen verrückten
Enthusiasten zur freien Verfügung. Ich habe bei der Zusammenstellung der Texte geklaut bei:
Woff / Aderhold — Sprecherzieherisches Übungsbuch, Henschelverlag, 1984
Der kleine Hey — Die Kunst des Sprechens, Edition Schott 1956.
Viel Spaß beim nachsprechen.
PS.:
Wenn ihr einen Knoten in der Zunge
habt, sprecht den ganzen Kram rückwärts, dann löst‘s sich wieder auf. Ich nutze
die Übungen übrigens bis heute.
Obszöne Inszenierung ©AM2005
Zehn Szenen meiner obszönen
Inszenierung
Übungstext für den Schauspieler mit
der Erlaubnis zum Lachen
von Ahmad Mesgarha
1.Szene meiner obszönen
Inszenierung
Ich startete spontan zu einer
Seereise nach Afrika. Mir schwante schon, dass die Last, ein Theater in Ghana
aufzubauen, meine Ära in Nigeria unterlaufen würde.
Bei mir waren: Edda Eva und das
Lama. Diva aus Riesa hatte Namenstag.
Ich nahm sie anstandshalber mit, obwohl
sie, Analphabetin, meinem Ratschlag, den Katalog aller Salatpflanzen
mitzunehmen nicht folgte. Da unser Eisenerzvorrat abnahm und ich dem
Liebesgezwitscher des Lamas und der Edda zürnte, sparte ich nicht mit
Strafe:
“Du da, schaffst Steine herbei,
und gräbst stehend ein Grab für
dich,
denn du jauchztest zuerst,
zwitschertest später, und schiedst
zu zeitig aus.
Jetzt sei dir das
Menschengeschlecht abhold. Dein obszöner Materialismus
ist ein wahres Milchmischgetränk
an zorniger Onanie. Dir das Grab!“
Das selbst hatte Edda nie in der
griechisch-orthodoxen Kirche erlebt. Aufgrund solcher fundamentalen
wissenschaftlichen Erkenntnis, gründeten wir, in Afrika angekommen, ein
chemotechnisches Institut mit gleichgültigen, wenngleich tüchtigen Chirurgen.
2.Szene meiner obszönen
Inszenierung
Eine chinesische Teemischung
schlürfend, entwarf ich einen Plan für einen tschechisch -chinesischen
Gemeinschaftsfilm mit sorbischem Untertitel, chilenisch wäre mir lieber
gewesen, aber mein andalusischer Vater entschied für mich.
Nun fehlte mir nur noch der fähige
Regisseur. Ich entsann mich der Psychophysiologie als Lehre von der Verknüpfung
der physischen Vorgänge mit den Lebensäußerungen der Seele. So veräußerte ich
mich also frisch und beherzt an einen französischen Regisseur griechischer
Abstammung, dessen lichtes Haar abzunehmen schien. Er inszenierte gerade ein
chinesisch - hessisches Hörspiel. Nicht gewiss, ob er tüchtig oder flüchtig
inszeniert, gestand mir der ehemalige Mönch nach einer Zeche Fenchelmilch,
fechtend, recht bleich im Gesicht, doch freundlichst bedächtig seine Gicht.
Interessante Skandale, wie in einem revolutionären Sketch. Dieser altindische
Auerochse, gleich einem entehrten Erzengel hatte, wie ich später merkte, auch
Rachenwandkatarrh, der jedoch, gleich dem lichten Haar, abnahm. So musste ich
dem Abglanz von Ungemach und Qual die Inszenierung absagen. Seinem Schnarch
Geräusch zu entgehen, floh ich zum Panamakanal.
3.Szene meiner obszönen
Inszenierung
Ich wusste von einer tschechischen
Kunstausstellung. Ich konnte nicht verzichten. Chinesische Schalen,
schwedisches Schwarzholz, chauvinistisch, aber mit Charme verpackt. Ein
Chansonnier gleich im Foyer. Nichts hielt mich. Schwebend wie ein Schwan,
stromabwärts der Flüsse und Seen, sah ich im spiegelnden Nass Glasfläschchen,
Ledertäschchen voller Kirschen, doch nie Fischchen, so weit ich auch blickte.
Die Geschwindigkeit maßlos gesteigert, durchschritt, nein durchschoss ich, wie
der Dolchstoß ein Blechstück durchwuchtet, die Schallmauer. Angekommen, wusste
ich nicht, ob ich in Amerika, Panama, Lima, Kanada oder ganz und gar in Europa
war. So stocherte ich durchs Dickicht, über Bächelchen und Häufchen, über Fels,
Pilz, Moos, Maus, Iltis und Glas, um die in unmittelbarer Nähe liegenden
Häuschen zu tünchen. Hier roch’s verdächtig nach Lynchjustiz.
4.Szene meiner obszönen
Inszenierung
Stunden starken Stöberns,
schonungslosen Suchens verstrichen ohne Ergebnis. Zu Schnorcheln schien
schändlich. Ein Spalier an spottenden Spaziergängern, die spontan, doch
sporadisch Spaghetti Stangen spendeten, trieb mich, lechzend, zum Zynismus.
Angesichts der hysterischen
Skeptiker des Spektakels gelangte ich blitzartig zu der Erkenntnis: Kants
Transzendentalphilosophie, die die Erkenntnis der Erfahrung voraussetzt, war
transparent meine Situation. Ich glich einem aufgeplusterten Spatzen, den ein
filziger Pfirsich inspirierte zu krächzen und Spektakeln. Die stete innere
Stimme stanzte mir rhythmisch den eigenen Status:
„Du schwimmst stromaufwärts, der
Blitz wird dir den Lebensplatz zeigen, nur er trifft’s Ziel.“
Eine Extraausgabe auserwählt
billiger Erzengel sollte helfen. Fortan lebend in einem Schloss, war mir das
Liebste der süßeste Spaß, ein Leben ohne Maß und Fleiß in schwüler Genusssucht,
mit Pseudonym und ständigem Schwips, wie Hans Sachs. Was sollte besser sein.
5.Szene meiner obszönen
Inszenierung
Auch im August waren Festtage in
Aue. In unserer rauchigen Aula, ein Bau so blaugrau, wie maulfaul, die meine
Geburtsstätte war, saßen die Säue jubelnd, johlend und jauchzend. Hier zu
inszenieren, verstünde sich als Zugeständnis.
Fächer, Bänder, Festgepränge,
selbstverständlich Männerschwärme! Fächelnd, lächelnd längs den Sälen Schwärmt
verächtliches Gedränge.“
In lästiger Lust schwillt bauchig
der Schmauchqualm satt und träge. Ein Pfau und ein Tau im Morgenrot, machte aus
dem Eisschrank eine Schießschanze, die Plüschsessel im Königsschloss wurden
kurzgeschlossen, - ja, es ist schwer, einem süchtigen Schweine etwas
abzugewöhnen.
War das noch Aue, oder schon
Bagdad? War das schon Zwieback, oder noch Pflaume? Im Zickzack zuckte Blitz auf
Blitz, zaghaft zündelte der Zorn, dem zittriges Zagen, der Zwietracht mitten
ins Herz. Da war sie: Barbara. - die
sagenhafte, sinnbedachte.
„Barbara saß nah am Abhang
Sprach gar sangbar — zaghaft langsam.
Mannhaft kam alsdann am Waldrand
Abraham a Sancta Clara.“
Abraham begann das Statut zu
verteilen. Ich wollte sein wie Pina Bausch:
“Fesch anstatt lasch, Fleisch
anstatt Plüsch, Peitsche anstatt Pappe”,
denn mir schwante noch aus
Kindertagen: ein Tempotaschentuch ist keine Tageszeitung und las lustvoll, aber
leiernd, laut, obschon leise, nie langweilig, doch immer leidend:
„Nah dem Hage Tannen schwanken,
Alles strahlet Abendprangen, klagend sang der alte Barde, dass der Waldesrand
es hallte! Knaben kamen da gegangen, sangen Psalmen, Banner tragend Manche
prangt der Kranz am Arme und mancher Herr küsst manche Dame .“
6.Szene meiner obszönen Inszenierung
Ich wusste, Henrik Ibsen war ein
Rabenvater. Zwanghaft verfasste ich, fiebrig und übernächtigt, ein Szenarium,
das all die Schandtaten des nordischen Dichters aufdecken sollte. Pina Bausch
warnte vor dem (Zitat) „scharfen Wisch“, mit (Zitat)
„Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf
den Mann zurück, der zu verwunden glaubt.“
Die Szene sollte in einer Tanzdiele
spielen: Eiszapfen, zart und zeitlos, zelebrierten die Zeremonie an Decken und
den Wänden. Topfpflanzen zierten die Tische, die mit schwarzen Platzdeckchen
bedeckt, von einer plüschigen Sinnlichkeit erzählten. Ich suchte die
atmosphärische Nähe eines Puppenstübchens: Stühlchen an den Tischchen, Mädchen
und Bübchen basteln Friedenstäubchen, Sonnenstrahlen erhellen froh das
schamrote Lila der Abendsonne.
Das Wichtigste, zugleich auch
Schlimmste, waren mir die Schauspieler. Barbara, die Sinnlichste, hatte gerade
ins Damenfach gewechselt. Sie übernahm freiwillig die Rolle der Klara. Ihre
rauchige, fast pelzige Stimme brachte jenes schonungslose Element in die
Szenen, das ich ersehnte. Abraham a Sancta Clara, seine Geburtsstätte war das
Donautal, übergab ich die Rolle des pfiffigen Rabenvaters, denn er war der
schönste, zugleich auch schlechteste Schauspieler.
7.Szene meiner obszönen
Inszenierung
Aber Abraham a Sancta Clara sperrte
sich gegen den goldsilbernen Schlusssatz: (Zitat Anfang): „Prächtige
Pflanzen prangen an den Pforten des Parks.“ (Zitat Ende) Mit einer vulgären
Auswahl von Worten, Wallungen und Wutausbrüchen versuchte er tendenziell gegen
die lnszenierungsabsicht des Autors, also meiner selbst, vorzugehen: (Zitat
Anfang) „Ich habe es satt“ (Zitat Ende), oder (Zitat Anfang) „Lass
das Scheiß Ding weg.“ (Zitat Ende)
Er sollte die Worte, die der
Dichter ihm in den Mund gelegt, - und wer war hier der Dichter, wenn ich
nicht selber dieser „Dreckskerl„ war von dem sie alle sprachen, diese dummen
dreisten Dilettanten - lediglich lispelnd, einige Kirschen pflückend, mit
geflickten Hosen, in Genusssucht wispernd, vielleicht zuweilen auch
dezidierend, nie aber denunzierend zaghaft zitieren. Abraham war, oh Gott,
hätte ich ihn nie besetzt, jedoch zu lasch und auch zu plump.
„Welch schlecht berechtigtes
Vermächtnis erwächst dem schwächlichen Gedächtnis.“
Mit der Darstellung des
geschundenen Kindes betraute ich den ehemaligen Abschnittsbevollmächtigten
unseres Stadtbezirkes. Der nun überalterte und ehrenamtliche Pfaffe der
freiwilligen Feuerwehr des Ortsamtes Niesski ließ sich mit Vorliebe mit (Zitat
Anfang) „Exzellenz“ (Zitat Ende) bzw. mit seiner Postleitzahl: (Zitat
Anfang) „2222“ (Zitat Ende) anreden. Er litt seit den späten Zwanziger
Jahren an Faserglassturz in der Nähe der Pulsader. Doch: (Zitat) „verächtlich
schlecht der Knecht sich rächte, der nächtlich nächst dem Pächter zechte“. Während
des vieldiskutierten Schlusssatzes Abraham a Sancta Claras begann er sich
plötzlich auszuziehen und mit nicht bedeckter Scham (gebrauchter Pflug blinkt)
sang Pfaffe Balladen vom Manne: (Zitat Anfang) „Baal“ (Zitat Ende),
indem er folgende Worte dabei benutzte:
„Schneebedeckte, feste Erde —
lenzgeweckte erste Herde!
Ceres! Segenspendende — Ew‘ge
Verderbenwendende!
Sende den West dem Meere entgegen,
spende der Erde schwellenden Segen, lechzender Herde den quellenden Regen“
Das war nicht Brecht, das war
schlecht! Worte wie Messing, kein Schiller, kein Lessing hätte das ertragen!
Doch ich will es wagen die Menschen bekehren und ihnen was lehren!
Ich schrie, eine Peitsche
ergreifend an:
„Bedecke deinen Pilz mit
Palmenblättern Zeus und bügle die Dame weich,
die Flaschen köpft
an Eicheln nicht und Pflaumenmus!“
8. Szene der obszönen Inszenierung
„Spitzfindig ist die Liebe!
Sie minnt nicht immer blindlings:
Wie sie sich listig zieret, wirkt sie mit Witz nicht minder. Ihr tiefes lnnres
liebt nicht, will sie nicht blindlings irren,
wird sie mit ihrer Liebe
sich schließlich nicht verwirren?“
In einem Brief antwortete mir Nora
am 2.10.1982 12.42 Uhr, eine ungewöhnliche Zeit:
„Bei Dir, mein Schatz, bröckelt der
Putz, du tust, als ob du liebst, aber du klebst nur am Laster, du lebst, indem
du dein Labsal vor dir her schiebst – oh schändlicher Schandfleck, schamlose
Schande! Schade, schon wieder nur Schabernack! Mein Zinseszins sei dir
Eiszeit.“
Das war nur ein Ausschnitt ihrer
Zeilen, das Schlimmste sollte folgen, das Schlimmste hatte Folgen: Ich schrieb
sensibilisiert, doch ohne Sentimentalität am 14.10.1982 16.27 Uhr folgende
Zeilen, die ich hier zitiere:
„Es schaut aus blauem Auge so
traurig auf die Frau;
sie kaufte blaue Trauben und
glaubte auch sie taugten; doch kaum gekauft — verfaulten die sauern, blauen
Trauben.“
Nora antwortete zornig zur
Nachtzeit im Dezember, eiskalt überzog der Schnee die stehen gebliebenen
Pflanzen, die nun getrocknet zu Stroh wie Leichen im weißen Kleide der
Landschaften und Hütten ihr Requiem sangen.
„Wieder nur Heulsturm im
Kalender,
er beugt vielleicht Bäume,
du aber streust das Heu und
verscheuchst die Leute.“
Hölderlin war mir näher, als ich
mich selber je empfunden. War ich Hölderlin? Bin ich Büchner? Was ist mit
Euripides? Ich sitze auf meiner Lagerstätte. Feuchtnass zieht es durch die
Fensterritzen und ich heize den Ofen mit meinen Versen. Es sind minus vier Grad
in meiner Kate. Ich denke an den blauen Sommer und seltsam, fröhlich singt‘ s
wie selbst aus allen Lichtern meiner Sinne und die Lippen sprechen aus, was der
Gedanke sich nicht wagt zu denken:
„Es senkt sich sacht die Sonne
sanft säuselt‘s längs dem Flusse.
Leis singt selbst die ems‘ge
Drossel,
rings Sehnsucht süß entfesselt.
Des Westwinds Säuseln, leis erst
kräuselt‘ s das Wasser, bis es saust und brauset. Sieh! Sorgsam sitzt im Sand
der Sylph, singt sanftes, süß beseeltes Wissen — dass Seglers Sinn sich freut
des Singsangs
sonst saßen Sänger selbst am See,
sittsam niemals - sie suchten
sorglos
in Saus und Braus, sinnlos wie
Samson
solch seltsam Sein sich zu
versüßen.“
Noras Antwort blieb aus. Liebte sie
noch? Was ist Liebe? Ich schreibe mit Blut auf die Dielen:
„Die Liebe ist eine Vase fällt
sie runter ist es schade (um die Vase)“
9. Szene der obszönen Inszenierung
Es ist Sommer, die Zeit des
Straßentheaters, träge schläft die Sonne auf den Serpentinen.
„So zogen zwei Sänger zum
säuselnden See, zart sangen zur Zitter sie Tänze,
dass Zeisig ganz sacht zur selben
Zeit sich zurückzog zu des Waldsaumes Grenze. Sie seufzten nach Zeiten, so
rosig, so süß, als sorglos, selbst ohne Zagen, des Sängers Los man selig
pries —
zart singt‘ s der Zeisig aus glücklichen
Tagen.“
Abraham, die Rampensau, schrieb mir
am sechsten des selbigen Monats:
»Ich habe diesen Schmauchqualm
satt. Ich habe es satt, vom Honigmond zu schwärmen und jedwedes Morgenrot zu
deklinieren. Ich ziehe als Schauspieler jetzt vor Gericht, dort wird man
entscheiden, was ich spreche und was nicht.“
Dabei lag der Reiz meines Stückes
doch nah, ich selbst fand meine Texte wunderbar. Vielleicht fehlte dem Satzbau
die innere Glut, vielleicht fehlten mir gänzlich die Wut und das Blut. Selbst
Grillparzer, Heine und Hofmannsthal Hatten Schwächen, das ist doch normal.
Mir deswegen gleich die Dichtung
versagen, das soll sich die Zecke von Schauspieler wagen! Bemerke ich wieder
solch Gegenwehr, schreib ich ihm Texte: doppelt so schwer:
„Jetzt wetzt der Letzt‘,
gehetzt entsetzt
des Messers flitz‘ge Spitz! Erhitzt, geritzt
reizt‘s
Herz des Streites Hits!“
Gefesselt an einen Sessel, beseelt
von seinem Hass und lechzender Hysterie spreizte sich Abraham gelenkig vor der
Presse:
„Auch ich weich‘ nicht
Solch frechem Wicht,
doch leicht bricht nicht solch
Joch. Durch schlechte Streich Macht Knecht sich reich, schleicht nachts sacht,
lächelt noch!“
meine Antwort durch den städtischen
Kurier:
„Bürger, Landsleute: weg vom
organisierten Theater,
das gleich dem Ottomotor, gleich
einem versklavten Automaten dumpf, maulfaul und arm an Witz vor sich hin
siedet,
bis es endlich fettarschig
untergeht.
Hin zu säuischen Gaunerkomödien auf
dem Marktplatz!“
10. Szene der obszönen Inszenierung
Widerwillig ich Abraham eine Strichfassung
vor, die vor allem die, wie er behauptet: „endlosen“ Passagen des reitenden
Boten pointieren sollten:
„Plump bricht der bepackte
Bauer die Laubpracht fallend beim Birnbaum; Prompt bläut der erprobte Pächter
den Dieb im baumbuschigen Parke, mit Bambus beim Pumpbrunn‘! — Lobpreiset,
liebpreiset, ihr Boten.“
„Lasst mich den Boten bitte
brüllen“, flüsterte Abraham mir begeistert zu „und bitte schreibt mir noch
einen Epilog, als Quintessenz des Abends, Ich werde die Spitze des Spektakels!“
Epilog:
„Fort mit der Demut dürft‘ger
Tracht! Nicht deucht‘s dich dumm und töricht doch, dass dort der düstre Tod dir
droht,
der tobend drohnt und leicht dich
triffi!“
Obszöne Inszenierung ©AM2005