Geschrieben anläßlich des "Internationalen Tag des Friedens in Dresden"
Meine Damen und Herren,
als ich ein kleiner Junge war,
habe ich zu meiner Lehrerin gesagt:
„Ich weiß nicht was ein Parallelogramm ist,
aber, ich bin für den Frieden!“
Das war Bestechung,
denn sie musste mich loben
und frei sprechen von der Mathematik:
Für den Frieden
Später, als wir sein wollten wie die Stones
und Janis Joplin und sowieso wie John,
sangen wir „Give peace a chance“,
mit drei Akkorden auf dem Schulhof
und keiner konnte die Gitarre stimmen.
(Strawberry Feels Forever):
Für den Frieden
Dann beim Abitur hatten wir
Aufnäher auf unseren Parkern:
„Schwerter zu Flugscharen.“
Die waren verboten und das war geil,
das das verboten waren.
Wir haben nicht so richtig gewusst warum,
aber wir waren echt cool
für den Frieden.
Dann haben sie uns von der Pershing erzählt,
von der amerikanischen Bedrohung,
(von der russischen nicht).
Da war ich bei der „Fahne“,
im Dienste der Soldaten, hab’ die Tage gezählt,
mit sechzig scharfen Patronen,
für den Frieden.
Dann kam das Theater, die Bühne, endlich!
Mord und Totschlag standen auf dem Spielplan.
Die trojanischen Kriege machten Spaß.
Ein bisschen war es wie im Kindergarten.
„Achill! - wenn ich schieße musst du fallen!“
Zack! Der Pfeil hat gesessen – Tosender Applaus.
Zuschauer: zufrieden.
Und jetzt?
Geht mir der Arsch auf Grundeis.
Meine Damen und Herren,
ist dieses Welttheater denn wirklich nichts anderes
Als ein Kindergarten? Als ein waghalsiges Spiel?
Mit Pfeil und Bogen? Nein!
Es ist ein Spiel mit dem Feuer.
Wo ist denn Frieden?
Seit es uns gibt, zerstören wir uns selbst.
Als wären wir uns nicht wichtig,
Unwichtig, zu leben in Frieden.
Gewalt und Willkür, für Religionen,
für Geld und Macht!
verspotten den Frieden!
„Ein Parallelogramm ist ein Viereck,
indem sich die gegenüberliegenden Seiten parallel gegenüber stehen.“
Ich habe meine Hausaufgaben gemacht,
Frau Lehrerin! Und bin
immer noch für den Frieden.
Aus Gewohnheit, Verlangen,
aus Angst, oder Wut.
„Ich bin für den Frieden! –
Ja, Frieden wäre gut.
Weil wir sonst unsere Chance verlieren,
zu atmen, zu hoffen, zu lieben,
so blöd das jetzt klingt:
wir haben keine Wahl,
als zu leben im Frieden.
AM 2018